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  • anjaherzog

...weil, ich mich nicht getraute & dann gefragt wurde...

Aktualisiert: 29. Okt. 2022




Die theoretische Brille schärft (m)einen individuellen Menschen-Bild-Ausschnitt

Einleitend, ist es mir sehr wichtig, auch wenn ich folgend ein theoretisches Konstrukt zu gestalten versuche: Tiefverwurzelt nähert sich meine Grundannahme, dass Menschen nicht durch Theorien, Modelle, Konzepte,… zerbrochen werden dürfen, anhand denen ihnen Eigenschaften, Fähigkeiten, Kompetenzen, Wissen, Emotionen, Erkenntnisse zu geschrieben werden, sind es die Menschen selbst, die eigene Prozesse erspüren, von denen die Außenstehenden anhand von Verhalten oder Handeln erahnen, was Menschen erleben, aber das – Selbst - in Gleichzeitigkeit befremdend respektive vertraut erlebt, zählt dies zu meinem Selbstverständnis. Die Art, wie ich dies interpretiere oder deute, führt auf eigene aufgeschichtete Erfahrungen, Erkenntnisse (Erlebnisfiguren) zurück, die ich bis zu dem Zeitpunkt, in dem ich mir dies versuche, bewusst zu machen, reflexiv erkenne, erlebe, wahrnehme, was sich mit dem Bewusstwerden und im Dialog mit sich und/oder mit mindestens einer anderen Person bereits wieder verändert, manifestiert oder intensiviert, teilen Menschen Bilder, die sie mit einem Symbol verbinden, was sie trennt oder dem sie sich annähern. Dies wiederum hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der zugeschriebenen Rolle, die durch Gesellschaft verliehen wird, oder dem Habitus, der sich neben dem Herkunfts-, dem beruflichen oder dem professionellen Habitus gleichfalls auf den gesundheitlichen ergießt, sind es die Phänomene, die implizit „Verschwinden“, sich erst einmal unserer Wahrnehmung entziehen, zu mindestens so, dass diese, mir als Mensch selbstverständlich sind, als ein Teil meiner Selbst – im subjektiven jeweiligen gesundheitlichen Erleben.

In den Ausführungen entwerfe ich Bilder, die aus verschiedenen theoretischen Perspektiven resultieren, um diese ausleitend mit einem persönlichen Aphorismus auszufüllen, kombiniert mit abschließenden Worten vom „Vater“ der Salutogenese. Doch nun erst einmal die Theorie:

Theoretisch auf den Menschen: Damit Menschen aktiv und konstruktiv mit gesundheitsspezifischen Informationen oder Gesundheitsdiensten umgehen können, um final Entscheidungen zu treffen, die sich nachhaltig auf die Lebensqualität der einzelnen sowie der Gesellschaft auswirken, ist es maßgeblich, dass die Gesundheitskompetenz in etwaigen Schnittstellen, wie der Settings, der Menschen sowie der Fachkräfte in der gesundheitlichen Begleitung gefördert werden. Im Survey zur Gesundheitskompetenz in Deutschland beschreiben die explorierten Ergebnisse, dass Menschen mit chronischen Erkrankungen (rund 55,9 %), Migrant*innen (53 %), Ältere > 65 Jahren (51,1 %) sowie Menschen mit einem niederen Bildungsabschluss (45,9 %) und niedrigem Sozialstatus (59,1 %) eine problematische Gesundheitskompetenz aufweisen. Schlüssel, um gesundheitsbezogene Informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen, um sie final anwenden zu können, ist die Motivation, die Kompetenz sowie das Wissen. Das empirische Strukturmodell differenziert stattdessen noch einmal in die Basisfertigkeiten, die weiterentwickelten Fähigkeiten, was sich auf das Outcome niederschlägt. Basis bildet das bereits vorhandene gesundheitsbezogene Grundwissen und entfaltet sich in den weiterentwickelten Fähigkeiten, wie der Verantwortungsübernahme oder der Selbstwahrnehmung. Die Selbstwahrnehmung wiederum spaltet sich in weitere Indikatoren auf, wie die der Selbstregulation oder der Selbstkontrolle. Die Selbstregulation definiert die Selbstfürsorge sowie das Regulationsbemühen, um sich an veränderte Bedingungen anzupassen, wie bei Sterbenden und ihren Nahestehenden, die mit einer progredient verlaufenden Erkrankung leben. Mit der Selbstkontrolle widersteht der Mensch einerseits Versuchungen, andererseits erträgt diese*r aversive Situationen, indem diese*r, konflikthafte Situationen, die zum Beispiel entstehen können, in der Begegnung zwischen den gesundheitlichen Akteuren und den Menschen im Sterbeprozess, aushält, um langfristig, einen positiveren Effekt zu erzielen. Adressiert ist die Gesundheitskompetenz an alle Menschen, was diese, vom Selbstmanagement unterscheidet, adressiert dies eher auf die gesellschaftlich zugeschriebene Rolle der Patient*innen, wie der nächste Abschnitt aufblättert.

Theoretisch auf die Patient:innen: Damit Menschen mit chronischen Erkrankungen in ihrer Patientenautonomie, in den Eigenkompetenzen gestärkt sowie zu einem konstruktiven und aktiven Umgang mit diversen Herausforderungen befähigt werden, ist es maßgeblich, sie im Zuge des Selbstmanagements zu fördern, durch Patienteneducation, so dass Handlungsstrategien optimiert werden, wie die Problemlösungskompetenz oder die partnerschaftliche Zusammenarbeit. Vielschichtige Herausforderungen offenbaren sich darin, dass chronische Erkrankungen durch ihre Komplexität, deren Dauerhaftigkeit und Langfristigkeit, der Verlaufsdynamik, der damit einher gehenden Verunsicherungen bei den betroffenen Subjekten hervorstechen, deren Konsequenzen sich im Alltag- und im Familienleben ausbreiten, was zu herausfordernden Rollensituationen führt. Somit wird eine „hohe Anforderung an die Selbstregulationsfähigkeit des Subjektes [ge]stellt“ (Haslbeck & Schaeffer 2007: 83). Das Prinzip der Intervention bezieht sich entsprechend darauf, dass dem Erkrankten eine aktive Rolle zu Teil wird, dass die Beziehungsstruktur symmetrisch verläuft, wobei der Expert*in (gesundheitliche Akteur*in) als Katalysator agiert. Besonders betont hierbei die stringente problemorientierte Patientensicht. Mit der supportiven Insider-Intervention erkennen, definieren und schätzen die Menschen, in der zugesprochenen Rolle der Patient*in, ihre Probleme ein, nutzen ihre Ressourcen und integrieren professionelle Expert*innen, um darauf basierend Entscheidungen zu treffen und entsprechend eigene Handlungen zu planen und final umzusetzen, so dass die „verbliebene“ Gesundheit erhalten wird, um ein Leben mit der chronischen Erkrankung zu gestalten, als Expert*innen ihres Lebens, wie der folgende Abschnitt entfaltet.

Theoretisch mit den Patient:innen: Damit Patient:innen trotz ihrer zunehmenden Abhängigkeit von anderen Menschen spüren, dass sie auch weiterhin die verantwortliche Person sind, in der ihre Expertenmeinung zählt, in dem es ihre Recht ist, quasi selbstverständlich, von Menschen begleitet zu werden, die sie lieben und schätzen und von denen sie geliebt und geschätzt werden, setzt es voraus, dass der Patient*in in der Haltung des Gegenüber ihr Spiegelbild wahrnehmen, was wiederum das individuelle Würdegefühl stärkt. Auffällt, dass sterbende Menschen, die noch sehr jung sind, sich tendenziell depressiv, hoffnungslos und ängstlich fühlen, die Verletzung ihrer Würde beschreiben. Menschen, die depressiv sind, unkontrollierbare Schmerzen erleben oder denen ein soziales Netzwerk fehlt, verbalisieren eher den Wunsch eines beschleunigten Todes. Während eines Dialoges können gemeinsame Entscheidungen getroffen werden, deren konkretes Ziel sich erst währenddessen herauskristallisiert, was insofern relevant ist, um sich den verändernden Lebensumständen Step by Step anzunähern, in einem Tempo, was für den Sterbenden auszuhalten ist, akzeptierend, dass dieser dynamische Prozess, stetige Anpassungen sowie Lösungsoptionen fordern. Das stärkt das subjektive Erleben insofern, dass der Mensch Wohlbefinden und Würde erfahrend, erspürt. Voraussetzung in der Begegnung mit den Menschen ist es, dass sie dem anderen Selbst offen, fürsorglich, empathisch und authentisch gegenüber treten, spiegeln sie dem Sterbenden die Essenz seiner Persönlichkeit wider und nicht an welcher Erkrankung diese*r leidet. Der Dialog belebt die Biografie oder die Lebensgeschichte, indem immanente Werte der Sterbenden bestätigt und anerkannt werden, worauf sich der folgende Abschnitt fokussiert.

Theoretisch mit den Menschen: Damit Menschen entsprechend den Werten und Motive handeln können, die einerseits sozialen Schutz bieten, andererseits Diskriminierungen verhindern und die Menschenwürde schützen, ist es maßgeblich, die Werte oder Motive der einzelnen respektive der Gesellschaft und Gruppen zu kennen, zu verstehen oder zu erleben. Werte definieren qualitative Maßstäbe, was gleichermaßen moralische und nicht-moralische Werte impliziert, wobei nicht-moralische keine Merkmale für menschliches Verhalten sind, wie zum Beispiel die Ästhetik eines Gemäldes. Stattdessen bieten moralische Werte wie Fairness, Respekt, Wertschätzung, Ehrlichkeit, soziales Verantwortungsbewusstsein, Liebe oder Treue Orientierung für das Handeln der einzelnen, der Gruppe oder der Gesellschaft, wirken sich diese protektiv auf die Menschenwürde aus. Sie sind wiederum Motive unseres Handelns oder Nicht-Handelns. Sowohl Motive als auch Ziele wirken auf die Charaktere der Einzelnen im gesellschaftlichen Kontext und variieren, zum einen bestimmt durch Interaktionen, zum anderen unterliegen diese, Veränderungen, geprägt zum Beispiel durch kulturelle, sozioökonomische, politische oder der technischen Entwicklungen, wie der fortschreitenden Digitalisierung oder dem sich ändernden Bildungsverständnis. Wertkonflikte erleben die Menschen, die zum Beispiel im Konflikt mit ihren persönlichen Wertvorstellungen und der Unternehmenskultur stehen, wenn die Werte des Unternehmens nicht mit den persönlichen Werten übereinstimmen , wie im unwürdigen Umgang mit Sterbenden und toten Patient*innen, erleben die gesundheitlichen Akteure Spannungen zwischen den eigenen Erwartungen an die Begleitung der Menschen im Sterbeprozess und der tatsächlich realisierten. Dabei wurzelt eine Sollens-Regel in der gesundheitlichen Begleitung darin, dass Pflegende Freiräume für die zu Pflegenden schaffen, die diese benötigen, um persönlich mit der Erkrankung, mit der Situation oder dieser Lebensphase umzugehen. Sie hören den Menschen achtsam zu, so dass sie biografische Faktoren oder Vorlieben, Abneigungen, Gewohnheiten, Ängste, Befürchtungen, Erinnerungen aus den Gesprächen herausfiltern. Der Expertenaustausch lädt zur persönlichen, beruflichen, gesellschaftlichen und gesundheitlichen Reflexion ein, wie der folgende Absatz anreißt.

Theoretisch auf das Mensch-Sein in der Gesellschaft: Damit Menschen – Sterbende und ihre Familien nicht an Schmerzen und anderen belastenden Symptomen leiden müssen, sie entsprechend ihrer Identität wahrgenommen werden, setzen sie auf die Begleitung von Menschen (gesundheitliche Akteure), die sie quasi vom Geburtshaus bis zum Hospiz begleiten, wie die Pflegenden, die in Beziehung zu den Menschen stehen, welche Förderung, Unterstützung und Beratung benötigen, damit sie ihr Leben Selbst bestimmt und selbständig gestalten können. Sie übernehmen eigenverantwortlich die Versorgung und Betreuung von Menschen aller Altersgruppen, Familien, Lebensgemeinschaften, ob krank oder gesund, in allen Lebenssituationen. Sie vertrauen darauf, dass sie von nahestehenden und zuverlässigen Menschen umsorgt werden. Sie vertrauen auf Zuwendung, Geborgenheit und Pflege. Innerhalb der sozialen Netzwerke geraten Gespräche ins Stocken, oder diese werden gar nicht erst geführt. Dahinter verbergen sich Gefühle von Hilflosigkeit oder es breitet sich Angst aus, mit der Konsequenz, dass die Familien erschöpft und verzweifelt sind, so dass sich die Sterbenden im häuslichen Umfeld nicht mehr gut versorgt fühlen, mit der Konsequenz, dass mehr Menschen in Institutionen begleitet werden, als dass sie es sich wünschen würden, dort begleitet werden zu wollen. An diesen steigenden Bedarf passte sich der institutionelle Rahmen an. Werden Patient*innen befragt, formulieren diese Vertrauensverluste, Frustration und von biografischen Störungen. Im Zuge ihrer Krankheitsbewältigung wünschen sie sich, noch Dinge erledigen zu dürfen. Dazu zählt, dass sie andere ermutigen und Hoffnung spenden wollen, sowie dass sie sich an der Forschung beteiligen dürfen. Sie verspüren das Bedürfnis nach kontinuierlicher Kommunikation und Konfliktlösung, so dass keine Stereotypisierung stattfindet, was Bildungsprozesse aktiviert, wie der letzte Abschnitt ausschnittsweise charakterisiert.

Theoretisch auf/mit Lernende & Lehrende im Bildungsprozess: Damit Menschen reifen und sich gleichermaßen als Lehrende und Lernende entwickeln, greifen sie auf Erfahrungen zurück, indem sie emotionales, habituiertes, kognitives und körperlichen Wissen, als Basis von Lernprozessen vereinen. Währenddessen verbinden sie das Wissen, die Erfahrungen, die Fähigkeiten, Werte und ihren Realisierungswillen. Die vorherrschende Asymmetrie hebt sich dahingehend auf, dass im Mittelpunkt der exestentiellen Bedrohung nicht der Sterbende und die Expert*innen (die gesundheitlichen Akteure) stehen, sondern dass der Sterbende, der zum Beispiel mit einer fortschreitenden Erkrankung lebt, als Expert*in seines Lebens, gleichermaßen mit in die gemeinsamen Entscheidungsprozesse integriert wird. Sterbende halten eine Lebensrückschau und strukturieren durch ihre eigene Logik die kognitiven Figuren. Erst einmal sind die inneren unbewussten und bewussten Veränderungen für die anderen nicht nachvollziehbar. Was die gesundheitlichen Akteure erleben, ist der verstärkte Rückzug der Sterbenden nach innen. Mit dem leiblichen Erspüren ihres Selbst entfalten die Sterbenden als Lernende sich selbst zum Lehrenden, denn, „das Erleben anderer Menschen ist schlicht und einfach unzugänglich, […]“ (Capovilla 2021: 117) und gleichermaßen befähigen sie als Lehrende die Lernenden (Nahestehenden). Der Sockel des dialogischen Verständnisses steht auf der subjektorientierten Theorie, die die Zweiheit in der Einheit betont, was die Gleichzeitigkeit des Menschen hervorhebt, wie der Mensch den anderen und sich selbst begegnet. Das Objekt unterliegt der inneren (Triebdynamik sowie Anpassungsdruck) und der äußeren Natur (Sterblichkeit). Der Mensch ist aber auch frei, indem sich dieser dem Unterwerfen widersetzt, wie Sterbende, die in der Begegnung mit den verschiedenen Akteuren der gesundheitlichen Begleitung über ihr Erleben sprechen. Das Subjekt-Sein ist gekennzeichnet durch die Gleichzeitigkeit von Erfahrungen, wie bei der persönlichen Auseinandersetzung mit dem Sterbeprozess und Strukturen des Objektseins, wie als Rolle des*r Patient*in in dem sozialen System, Krankenhaus. Mit der wertenden Auseinandersetzung steigert sich die Subjektqualität, determiniert durch die aktive Mitgestaltung der eigenen Lebenswelt. Das Subjekt versteht, erlebt und nimmt sich als Mittelpunkt des Gesundungsprozesses wahr, so dass die Würde und Selbstbestimmung gewahrt bleiben und weiterhin gewahrt werden muss.

Kurz-Um: Illustriert der Versuch in vorangegangenen Worten auszudrücken, was doch kaum zu formulieren ist, vereint nun ein Aphorismus: Mit dem Heranwachsen im Mutterleib, ist gewiss, dass der Mensch stirbt, wird dieser bereits dort mit dem Tod konfrontiert, ist der Tod Gewiss als Sicherheit im Leben, verbleibt die Ungewissheit, wie, wann, wo, was den Menschen sterben lässt, bis der Mensch Tod ist: „…, solange noch ein Hauch von Leben in uns ist [sind wir alle], in einem gewissen Ausmaß gesund.“ (Antonovsky 1997: 22).


Sollte der Wunsch bestehen, weitere Literatur dazu erhalten, fehlen bis auf bei den Direkt-Zitaten die Quellenangaben, als Hinweis, aus welchen bereits zugrundeliegenden Werken die Gedanken herrühren, die mit eigenen Erfahrungen angereichert und zusammengepuzzelt wurden, wobei noch wesentliche Elemente fehlen. Dann begebe ich mich mal auf die Suche nach dem Fehlenden oder bereits Vorhandenden, allerdings noch nicht in greifbarer und berührbarer Nähe.


Doch nun erstmal - RUHEN - geschrieben von AH

siehe auch: Pflege Professionell PP Nr. 28




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