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Alles Brust....Krebs....Ein gedanklicher Ausflug

  • Anja Herzog
  • 29. Juli 2018
  • 5 Min. Lesezeit

Seit dem Jahr 1980 zeigt sich die Zahl der Brustkrebserkrankungen progredient, was sich in Zahlen mit einem Anstieg um 26,8% in der Zeit von 1980 bis 2002 beziffern lässt (BMG 2007: 12). Im Jahr 2005 teilte der Krebsbericht 2003/ 2004 des Robert- Koch-Institutes mit, dass Brustkrebs mit 27,8 %, die häufigste Erkrankung bei Frauen in Deutschland ist (GEKID 2008: 54). Weiterhin zeigt die altersspezifische Inzidenz in Deutschland für das Jahr 2004, dass die Frauen in der Altersspanne zwischen 50 bis 69 Jahren am häufigsten erkrankten (GEKID 2008: 55). In dem Zusammenhang werden diverse Risikofaktoren wie ein Ungleichgewicht der Hormone, Vererbung, sowie Adipositas, mangelnde Bewegung und Fehlernährung benannt. Wie es in den angeführten epidemiologischen Daten angedeutet wird, setzt die Perspektive der Prävention sowohl auf epidemiologische als auch sozialwissenschaftliche Erkenntnisse, die im weiteren Verlauf ausgeführt und weiter intensiviert werden (vgl. Abel & Kolip 2012).

Basierend auf den benannten epidemiologischen Daten, den Risikofaktoren, sowie der definierten Risikogruppen wurde ein bevölkerungsweites Mammografie-Screening in den Jahren 2005 bis 2009 implementiert. Damit wird den 50 bis 69-jährigen Frauen eine qualitative Diagnostik in einem zwei Jahresintervall gewährleistet, die zur Verbesserung der Lebensqualität und zur Reduktion der Mortalität beiträgt (BMG 2007 & Kluxen 2014 & SGB V §5 Absatz 3). Der Erfolg steht unter anderem, mit der Qualität der bildgebenden Diagnostik im Zusammenhang. Sie ermöglicht, dass Brustkrebs vor dem Ertasten oder vor dem Auftreten von Beschwerden erkannt wird (RKI 2016: 217). Eine weiterführende Zielstellung wäre ein Rückgang der Brustkrebsmortalität, vor allem in den Altersgruppen der 55 bis 74-jährigen (RKI 2016:37).

Ein weiterer Blick auf die Zahlen lässt erkennen, dass im Jahr 2013, neben den Männern mit 700 Erkrankungen, 71 600 Frauen mit Brustkrebs diagnostiziert werden konnten. Bereits Ende 2013 lebten 316 000 Frauen mit Brustkrebs (RKI 2016: 38), was sich auf die Fünf-Jahresüberlebensrate zurückführen lässt. Mit dem Vorziehen des Diagnosezeitpunktes kam es zu einem deutlichen Anstieg der Erkrankungen, was sich wiederum im Lauf der Zeit rückläufig darstellte. Es wurden in dem benannten Zeitfenster weniger Tumore im fortgeschrittenen Stadium in der Risikogruppe der 50 bis 69-Jährigen diagnostiziert. Frauen profitieren klinisch von geringeren invasiven Eingriffen. So konnte erstmal publiziert werden, dass der Rückgang, auf die Durchführung des Screenings, zurück zu führen ist (RKI 2016). Heutzutage umfasst der Verlauf der Erkrankung ein größeres Zeitfenster. Hierzu addiert sich der Fakt, dass mehr Frauen an den Vorsorge- und Nachsorgeuntersuchungen teilnehmen. Etwa 45% der Neuerkrankten treten in der Screening-Altersgruppe auf, detaillierter ausgedrückt, stellt sich dies wie folgt dar: 18 % bis zum 50-zigsten Lebensjahr und 37% im Alter von 70+ Jahren (RKI 201: 38).

Was Eingangs mit den benannten Zahlen noch nicht bezeichnet wurde, dass das Screening auch Risiken / Belastungen für die Menschen birgt, wie unter anderem die Erhebung von Verdachtsbefunden, die sich als falsch herausstellen. Für die Betroffenen kann daraus eine erhebliche seelische / körperliche Belastung resultieren. Weiterhin wird eine Überdiagnose formuliert, gerade bei Tumoren, die im frühen Stadium diagnostiziert werden, mit denen die Frauen das ganze Leben leben könnten. Die Schätzungen zu diesem Sachverhalt belaufen sich bei 1000 teilnehmenden Frauen innerhalb von 10 Jahren, auf fünf bis sieben Überdiagnosen (ZFK 2017 & IQWiG 2015).

Basierend auf den beiden Fakten der Vor- und Nachteile des Screenings beauftragte im Jahr 2014 der gemeinsame Bundesausschuss (G-Ba) das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) ein Merkblatt, was über die Vor- und Nachteile des Screenings informiert, zu erstellen und zu überprüfen (IQWIG 2015). Daran schließt sich weiterhin der Fakt, dass heut zu Tage bis zu 78% der Menschen täglich das Internet nutzen und internetbasierte Interventionen ein fester Bestandteil der Gesundheitsversorgung sind (Röhr et al.2017: 476). Was die Chance mit sich trägt Versorgungslücken als ein kostengünstiges Angebot mit Interventionsstrategien der Information /Aufklärung und Beratung zu schließen. Online-Portale tragen zu einer Verhaltensänderung des Nutzers bei, indem gesundheitsförderliche Verhaltensweise gestärkt, aber auch gesundheitsschädliches Verhalten abgebaut wird (Röhr et al. 2017). Die empfohlenen Standards, die durch die nationalen Gesundheitsziele definiert werden, offeriert die folgende Internetplattform: „mammo-programm.de“, die qualitätsgesicherte Informationen transparent bereitstellt und weitere Vernetzungsmöglichkeiten bietet, unter anderem auch in verschiedenen Sprachen.

Dieses Projekt setzt genau an den aktuellen gesundheitswissenschaftlichen Diskursen, wie der medialen Erreichbarkeit, der Aufklärung, den Beratungsangeboten und der Notwendigkeit ebenfalls gesundheitliche Versorgung in den ländlichen Regionen zu verwirklichen, an. Gerade mit der Eingangs benannten Zielstellung der Verhaltensänderung im Präventionsbereich. In der detaillierten Betrachtung zeigen sich unter anderem Züge der Entertainment-Education (EE) wie sie Bandura formulierte. Didaktisch führen diese auf das Prinzip des sozialen Lernens zurück, was Einstellung und Verhaltensweisen durch Beobachtungen formt. Es sollen durch positive Charaktere wie der Darstellung durch die Frauen, mit Formulierungen: „Ich mache mit, weil“ das erwünschte Verhalten intensiviert werden. Stattdessen würden negative Charaktere das unerwünschte Verhalten repräsentieren, was auf der Homepage nicht dargestellt wird. Nach Bandura trägt die EE zur Wissens-, Einstellungs- und Verhaltensänderung bei, mit der Strategie eine Verbindung zwischen Unterhaltung und Bildung zu modifizieren. Die beiden Komponenten der Unterhaltung und der Bildung werden durch die realen als auch durch die animierten Personen in den Videoclips gesendet (vgl. Lampert 2010).

Für weitere Aussagen der qualitativen Entwicklung des Projektes war es sinnstiftend an Hand eines Kritriums wie der Teilnehmerquote den evaluativen Prozess zu betrachten.

Im Evaluationsverlauf der Jahre von 2005 bis 2015 wird deutlich, dass entsprechend der externen Qualitätsanforderungen die europäische Anforderung von >70% der Teilnehmerrate bis zum Jahr 2015 nicht erreicht wurden. Für den benannten Zeitpunkt nahmen 52% der eingeladenen Frauen am Screening teil, wobei die regionalen Unterschiede hierbei zwischen 43 bis 63% lagen (vgl. KGM 2009), was ursprünglich mit der Einführung des mobilen Röntgengerätes ausgeglichen werden sollte. In dem Kontext der regionalen Differenzen wird der Einfluss weitere medialer Portale wie das Programm „QuaMaDi“ konstatiert als auch der generellen kritischen Reflexion der Vorsorge. Bis 2015 ließ sich dieses Verhalten im gesamten europäischen Raum feststellen (KGM 2017b).

Evaluiert zeigen sich die Informationsverkettungen erst einmal sachlich neutral. Auffällt die einzige Fragestellung: „IST MAMMOGRAPHIE-SCREENING sinnvoll?“, was die Überdiagnosen, die Übertherapien, die Zahl der Neuerkrankungen in einem Kurzvideo thematisiert, mit dem schlussendlichen Beitrag der Professorin wie sinnvoll eine frühzeitige Diagnostik ist. Das sie zu einem frühzeitigen Erkennen der Erkrankung beiträgt, was ebenfalls der Zielstellung der nationalen Gesundheitsziele entspricht und schlussendlich zu einer Reduktion der Mortalität als auch zu einer Verbesserung der Lebensqualität führt (vgl. Kluxen 2014, BMG 2007 & 2017).

Stützend auf dem Nichterreichen der EU-Norm wurde unter anderem mit dem Punkt des Aufbaus und der Pflege mit einer webbasierten Leitlinienplattform (KGM 2017b:5) reagiert, sowie mit einem perspektivisch veränderten Zielgruppenbezug, den 45-Jährigen in den Social Medias. Die pathogenetische Sensibilität für die Thematik soll durch Appelle wie „#BWATCH Achte auf dich – und setze ein Zeichen“ erreicht werden. Es werden gezielt stilistische Mittel der Kommunikation verwendet. Das verdeutlicht der Risikoansatz, der Ängste schürt und moralisierend wirkt (Raithel et al. 2009) was eventuell Widerstand erzeugen könnte und nicht den Maßgaben des Verbraucherschutzes entspricht, um nur einen Punkt zu benennen.

Angaben zur Literatur finden sich zum einen auf der ausgewiesenen Homepage und zum anderen müsstet Ihr persönlich intervenieren.

Anja Herzog

 
 
 
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