Und was ich noch sagen wollte.....
- Anja Herzog
- 9. Apr. 2018
- 4 Min. Lesezeit

Um in einem stationären Hospiz begleitet zu werden, sollten folgende Kriterien, laut dem Weißbuch der europäischen Gesellschaft für Palliative Care (EAPC), erfüllt sein.
die Aufnahme in der letzten Lebensphase
eine nicht notwendige Krankenhausbehandlung
sowie die fehlende Möglichkeit der häuslichen Betreuung oder
der Betreuung in einem Pflegeheim.
Hierbei liegt das therapeutische Ziel in der Linderung der Symptome, dem Erreichen einer bestmöglichen Lebensqualität bis zum Tod und die Unterstützung in der Trauer (Radbruch & Payne 2011).
Der hospizliche Ansatz ist zum einen im bürgerschaftliche Engagement verwurzelt und zum anderen durch die humanistisch, christliche Fürsorge sowie das gesellschaftliche Solidarprinzip charakterisiert (Maier & Sitte 2013).
Generell gilt, dass die multiprofessionelle Teamarbeit zur Wahrnehmung der Wünsche und Bedürfnisse der Gäste von Bedeutsamkeit ist, denn sie berühren mehrere Berufsbilder. Neben dem primären Palliativ-Team, aus den Pflegefachpersonen und Palliativ-Medizinern, begleiten Sozialarbeiter, Psychologen, Kunst- und Musiktherapeuten, Physiotherapeuten, Diätassistenten und Wundmanager den Gast.
Der International Council of Nurses (ICN) führt primär in der Definition der Pflegefachpersonen den Wortlaut an, dass deren Hauptaufgabe im Bereich der Förderung der Gesundheit liegt sowie in den Elementen der Linderung von Symptomen und Leiden, der Prävention und Rehabilitati
on (ÖGKV et al. 2010: 1). Hierzu addieren sich die ethischen Attribute, aus denen die Determinanten der Pflegenden hervorgehen: wie die Pflege und a) ihre Kollegen, b) Mitmenschen, c) Berufsausübung und d) ihre Profession. Die Profession definiert als Hauptakteur für die Festlegung und Umsetzung von Standards der Pflegepraxis, dem Pflegemanagement, der Pflegeforschung und der Pflegebildung. Ebenso beteiligen sie sich an der Entwicklung beruflicher Kenntnisse, die auf Forschungsergebnisse zurück zu führen sind (ÖGKV et al. 2010).
Im europäisch pflegerischen palliativen Sektor stellt sich der Tenor ein, dass in der Ausbildung / Fortbildung der unterschiedlichen Professionen im gesundheitlichen Sektor, die Palliative Care Nurses schulen, als Teil des multiprofessionellen Teams, um den horizontalen Hintergrund, der Augenhöhe zu transportieren und zu lehren (vgl. Krumm et al. 2015: 163).
Die pflegerische Profession in Deutschland fußt auf der Ausbildung (BMFSFJ o. Ag.: 1), die mit folgenden Kompetenzen umschrieben wird, um in der beruflichen Praxis adäquat zu agieren. Die zentralen Elemente stratifizieren in die Fach-, der Human- der Sozialkompetenz, die durch die Methoden-, Lern- und der kommunikativen Kompetenz getriggert werden. Hierzu anführende Beispiele, wie für a) die Fachkompetenz, integrieren das fachübergreifende Wissen (Medizin, Psychologie, Ethik, Recht), b) die Humankompetenzen, mit den Punkten der verantwortungsvollen Übernahme für das berufliche Handeln oder für Veränderungsprozesse und c) die Sozialkompetenz mit Eigenschaften, wie der Toleranz, dem Einfühlungsvermögen oder der Beziehungs- und Teamfähigkeit (Thieme Verlag: 2015 : 37). Eine mögliche Qualifikation (vgl. Kalkowski 2010) im pflegerischen Bereich impliziert den Palliative Care (PC) Grundgedanken.
Die Pflegebeziehung nimmt eine Schlüsselrolle ein. Weiterhin agieren die Pflegenden reflektiert, indem sie ihr Handeln oder Nicht-Handeln begründen. Sie können, basierend auf den Pflegekompetenzen, vermeintliche „Selbstverständlichkeiten“ oder „Banalitäten“ als wichtig erkennen (Student & Napiwotzky 2011: 31). Sie fördern nicht die Abhängigkeit, sondern die Unabhängigkeit in der Bestärkung oder Stabilisierung der Ressourcen der Gäste.
Das dogmatisch qualitative Leben im Miteinander des Sterbens im stationären Hospiz wird in der Rahmenvereinbarung nach § 39a Absatz 1 Satz 4 SGB V geregelt (GKV-Spitzenverband et al. 2017). Hierbei werden die strukturellen, die prozesshaften und die ergebnisorientierten Qualitäten abgegrenzt. Der § 5 definiert die Voraussetzungen an eine Pflegefachperson, mit den Indikatoren a) der abgeschlossenen Ausbildung der Gesundheits- und Krankenpflege oder Altenpflege, b) dem Nachweis einer dreijährigen praktischen hauptberuflichen Tätigkeit im Krankenhauses oder Pflegeheimes c) oder der zweijährigen hauptberufliche Tätigkeit in einem Hospiz, SAPV -Team, ambulanten Dienst, der Abschluss der PC Weiterbildung mit 160 h oder dem Abschluss eines Studiums mit ähnlichen Inhalten, Abschluss einer Weiterbildungsmaßnahme für Leitungsfunktionen mit 460 h. Weiterhin sind die PC Nurses zur Teilnahme an Fort- und Weiterbildungen verpflichtet, um die erforderlichen palliativ-medizinischen, palliativ-pflegerischen Kenntnisse zu aktualisieren (GKV-Spitzenverband et al. 2017: 10).
Die gesundheitswissenschaftliche Relevanz der transparenten Darstellung der pflegerischen Expertise erschließt sich aus verschiedenen Indikatoren, die sich potenzieren und schlussendlich kumulieren (Basis: Gratifikationskrise Siegrist 2005).
Zum einen steigt die Arbeitsbelastung der pflegerischen Profession. Die Sicherheitsmentalität der Mediziner ist so hoch, dass die Delegationsforderungen trotz qualifiziertem Pflegefachpersonal nicht umgesetzt wird (Geiger et al. 2016). Zum anderen sind die ungünstigen Rahmenbedingungen auf eine generell mangelnde Anerkennung, einer fehlenden wissenschaftlichen patientenorientierten Definition der Dienstleistungsberufe in Deutschland zurückzuführen (Borgetto & Käble 2016) sowie der dynamischen Weiterentwicklung der Aufgabenanforderungen im pflegerischen Sektor (BMFSFJ o. Ag).
Die Disbalance zwischen den Anforderungen und der Belohnung basiert auf den nicht eindeutig abgegrenzten Aufgaben- und Verantwortungsbereichen im pflegerischen Handeln, um eine ganzheitliche Versorgung nach der Professionsexpertise (vgl. Thieme Verlag 2017), unter anderem dem Sterben in Würde der Menschen zu leben
(vgl. DGP et al. 2010: 09).
Immer mehr Menschen werden zunehmend auf die Pflege Professioneller angewiesen sein. Anamnestisch lässt sich dies unter anderem auf die demografischen Veränderungen zurückführen (vgl. Höppner & Kuhlmey: 2009), sowie auf die Lebenslaufperspektiven mit der Sterblichkeit. (BMFSFJ 2014).
Es wünschen sich immer mehr Menschen von Professionellen begleitet zu werden, ob in der Häuslichkeit als Multiplikator oder in einem stationären Hospiz (DGP et al. 2010). Ein weitere Variable ist das Faktum, dass die Forderungen bereits seit 2005 durch wissenschaftliche Vertreter konstatiert wurden (Ewers & Schaeffer 2005, Höppner & Kuhlmey: 2009), um die strukturellen Kapazitätsgrenzen in den einzelnen Sektoren der gesundheitlichen Versorgung zu kompensieren / relativieren und Pflegefachpersonen zu einer eigenständigen Verantwortlichkeit zu befähigen. Um den bereits evozierten Distress, der Pflegefachpersonen nicht weiterhin zu potenzieren, der als eine sozioemotionale, ökonomische Missbilligung gewertet werden kann. Was wiederum zu pathogenetischen Beeinträchtigungen, wie unter anderem dem Burn – Out führt (vgl. Bargagliotti 2012).
Weiterhin kommt das implementierte Faktum, dass die verantwortlichen Pflegefachpersonen eine 24 h-Präsenz gewährleisten, um die holistische Versorgung zu erbringen (GKV-Spitzenverband et al. 2017: § 5 Absatz 2), während die 24-h Erreichbarkeit für einen Palliativmediziner, laut EAPC, um eine kontinuierliche palliative Versorgung zu transportieren, ausreichend scheint. Aus der Präsenzzeit kann geschlussfolgert werden, dass die Pflegefachpersonen dem Gast näher sind als weitere Teammitglieder in der Versorgung. Ihnen wird ein besonderes Maß an Verantwortlichkeit, um dem Kernsatz der Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland zu konsentieren, im Handeln zu gesprochen.
Anja Herzog