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Das Wasser des Lebens

  • Anja Herzog
  • 18. Jan. 2018
  • 3 Min. Lesezeit

Draußen ist es kalt, pfad und öde. Der Lichtfaktor der Sonne scheint nicht über die Nuance Regenwolken - Schneegrau zu kommen. Die Wolken sind gefüllt mit vielen Billionen Regentropfen, die entweder als diese den Erdboden erreichen oder in einer schneecharakteristischen Form - den Flocken. Sie glitzern bei genaueren hinschauen in den Spektralfarben und bringen Farbe ins verhangene. Heute bewegen sie sich nicht langsam, gemütlich als Schneesterne vom Himmel zur Erde. Der Wind wirbelt sie, der Schnee treibt sie an die Fensterscheiben. Zu späterer Zeit, mit Erwärmung der Temperatur, wird aus diesem Regen, der hart und unerschütterlich gegen die Glasscheiben prasselt.

Um so attraktiver ist es, auf dem gemütlichen Sofa zu sitzen in anheimelnder, warmer Atmosphäre um sich das natürliche, manchmal sehr lebhafte Treiben der Natur anzuschauen.

Es ist die Zeit des warmen Tees, vielleicht etwas Süßem, um sich in eine Decke zu kuscheln und alte Bücher hervor zu holen, die wohl behütet im Bücherregal stehen. Sie warten auf solche Anlässe wie diese. Es ist die Zeit der Kinderträume, der Phantasien, der Märchen, der Sagen und Fabeln.

Die traditionellen Bücherausgaben verbreiten dabei ein besonderes Flair. Sie beanspruchen die Sinne und füllen den Raum. Klassisch, konventionelle Tiefe versprüht Energie, verzaubert und berührt. Jede einzelne Seite ist autark gefärbt, gefasst in einer gebundenen Ausgabe . Manche scheinen besonders beansprucht: teilweise schon eingerissen, die ersten und letzten Seiten nicht auffindbar, und die anderen eingeknickt, angestrichen, Textstellen markiert, hinzu geschrieben, zusätzlich bebildert.

Alle haben eines gemeinsam: Sie sind robust, gestärkt, widerstandsfähig und zusätzlich durch die Lockerung der Fasern erfährt das Papier eine besondere Qualität, die ihm vorher nicht gegeben war. Haptisch wirkt es sanfter, weicher fast zärtlich. Das Buch reifte über die Jahre in seiner Konstistenz, was es noch interessanter werden lässt und die Buchfreuden intensiviert.

Ein Märchen was anzieht - Das Wasser des Lebens: Es folgt ein kleiner inhaltlicher Ausschnitt, der das Ende vorweg nimmt. Wie es dazu kam, schaut am besten selbst in Grimm´s Märchenreihe:

"Die Königstochter aber ließ eine Straße vor ihrem Schloß machen, die war ganz golden und glänzend, und sagte ihren Leuten, wer darauf geradeswegs zu ihr geritten käme, das wäre der rechte, und den sollten sie einlassen, wer aber daneben käme, der wäre der rechte nicht, und den sollten sie auch nicht einlassen. Als nun die Zeit bald herum war, dachte der älteste, er wollte sich eilen, zur Königstochter gehen und sich für ihren Erlöser ausgeben, da bekäme er sie zur Gemahlin und das Reich daneben. Also ritt er fort, und als er vor das Schloß kam und die schöne goldene Straße sah, dachte er 'das wäre jammerschade, wenn du darauf rittest,' lenkte ab und ritt rechts nebenher. Wie er aber vor das Tor kam, sagten die Leute zu ihm, er wäre der rechte nicht, er sollte wieder fortgehen. Bald darauf machte sich der zweite Prinz auf, und wie der zur goldenen Straße kam und das Pferd den einen Fuß daraufgesetzt hatte, dachte er 'es wäre jammerschade, das könnte etwas abtreten,' lenkte ab und ritt links nebenher. Wie er aber vor das Tor kam, sagten die Leute, er wäre der rechte nicht, er sollte wieder fortgehen. Als nun das Jahr ganz herum war, wollte der dritte aus dem Wald fort zu seiner Liebsten reiten und bei ihr sein Leid vergessen. Also machte er sich auf, und dachte immer an sie und wäre gerne schon bei ihr gewesen, und sah die goldene Straße gar nicht. Da ritt sein Pferd mitten darüber hin, und als er vor das Tor kam, ward es aufgetan, und die Königstochter empfing ihn mit Freuden und sagte, er wär ihr Erlöser und der Herr des Königreichs, und ward die Hochzeit gehalten mit großer Glückseligkeit. Und als sie vorbei war, erzählte sie ihm, daß sein Vater ihn zu sich entboten und ihm verziehen hätte. Da ritt er hin und sagte ihm alles, wie seine Brüder ihn betrogen und er doch dazu geschwiegen hätte. Der alte König wollte sie strafen, aber sie hatten sich aufs Meer gesetzt und waren fortgeschifft und kamen ihr Lebtag nicht wieder." (Grimm´s Märchen)

In der äußeren winterlichen Kälte behagt die innerliche Wärme. Viel Spaß beim Lesen aus den Werken der Künstlergruppe der"Heidelberger Romantiker".

Anja Herzog

 
 
 
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