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Versorgungsstrukturen, Delegation, Bedürfnisorientierung, Multidisziplinarität

  • Anja Herzog
  • 26. Sept. 2017
  • 4 Min. Lesezeit

Bereits 2005 wurden 64% der Pflegeleistungen im häuslichen Umfeld in Deutschland erbracht (Karsch-Völk et al. 2012: 414). Die Zahl der multimorbiden älteren Menschen steigt mit den Lebensjahren an. Das Bedürfnis nach einem Leben im Alter in der vertrauten Umgebung, der Häuslichkeit, der Familie unter Beachtung der Selbstbestimmung, Autonomie, Würde, der Präferenzen und Bedürfnisse nach sozialer Interaktion, Teilhabe und Lebensgenuss scheinen das gesundheitliche Versorgungssystem besonders herauszufordern. Ausgeführt wird, dass nicht allein der technisch und ökonomisch getriebene Fortschritt zu einer höheren Bedürfnisorientierung beitragen. Nun stellt sich die aktuelle Frage:

Welche gesundheitlichen Versorgungsstrukturen, unter der Berücksichtigung der aktuellen Delegationsmodelle, fördern eine bedürfnisorientierte multidisziplinäre Primärversorgung älterer Menschen in ländlichen Regionen?

Im Interview mit General Practioniers (GP´s) 2016 wird deutlich wie notwendig die zunehmende Befähigung der Pflegefachpersonen ist. Dies unterstreicht die Forderung nach Delegation oder Substitution. Die Verantwortlichkeit auf qualifizierte Pflegefachpersonen in den Community-Strukturen zur erweitern. Um den Wunsch der Älteren nach einem Lebensabend im eigenen zu Hause zu realisieren.

Vielseitige Einflussfaktoren wie sie folgend aufgezählt werden, wirken sich auf die gegenwärtigen gesundheitlichen Versorgungsmodelle aus. Im Pendant hierzu die einseitige Berücksichtigung der physischen Bedürfnisse. Diese expliziert sich auf die eingeschränkte Mobilisation der älteren Bevölkerung auf die reaktiv zum einen, durch den Einsatz von Telemedizin begegnet werden wird und zum anderen durch den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel. Das Nutzungsverhalten dieser Ansätze stellt sich, je nach Lebensphase geschlechtsspezifisch und altersabhängig, unterschiedlich dar.

Die Notwendigkeit einer Umgestaltung der Gesundheitsberufe benennen Höppner und Kuhlmey mit den Ursachen des demografischen Wandels, der Zunahme der Multimorbidität und den zunehmenden Chronifizierungen, der hausärztlichen Unterversorgung, den kürzeren Krankenhausverweildauern und dem steigenden Bedarf im häuslichen Umfeld gesundheitlich versorgt zu werden (Höppner et al. 2009).

Hoffmann und van den Berg erweitern dies um den wachsenden Anteil der Hochbetagten (ab 80 Jahren), wobei die Bevölkerungszahl prognostisch bis zum Jahr 2030 auf 77 Millionen gesunken sein wird (Hoffmann et al. 2013: 286). In diesem Kontext werden die häufigsten Erkrankungen aufgereiht, z.B. Krebs und Herzinfarkte. Die Multimorbidität der älteren Menschen macht eine wohnortnahe hausärztliche Versorgung erforderlich. Die Zahl der Arztkontakte steigt prognostisch bis zum Jahr 2020 an. Hierbei differenziert dies je nach Fachausrichtung, bezugnehmend auf den Allgemeinmediziner um 5,8 % (Hoffmann et al. 2013: 287). Weiterhin wird die Herausforderung der älteren Menschen die Arztpraxen zu erreichen, aufgrund schlechter Verfügbarkeit der öffentlichen Verkehrsmittel, beschrieben (Hoffmann et al. 2013).

Diese Einflussfaktoren führten 2009 zur Schlussfolgerung, dass eine Neugestaltung der Gesundheitsberufe die personellen Engpässe puffern könnten. Dies führt zu arbeitsteiligen Prozessen zwischen Arzt und Pflege. Was zu einer Kostensenkung beitragen könnte und zum anderen eine bessere Versorgungsqualität gewährleistet.

Das beinhaltet neue Versorgungsstrukturen wie die den medizinischen Versorgungszentren, das integrative Hausarztmodel, sowie Delegationsmodelle: AGnES Konzept, VERAH oder die Fachausrichtungen wie Nurse Practitioners und Physican Assistent. Das Modell AGnES sei in dem Zusammenhang hervorgehoben, denn das Tätigkeitsspektrum ist auf die ambulante Anspruchshaltung an die Delegationsmodelle ausgelegt. Es umfasst eine arztentlastende, gemeindenahe, E-Health-gestützt und eine systemische Intervention. Deren Tätigkeitsfelder durch qualifizierte Mitarbeiter aus dem Bereich der Pflege oder der medizinischen Fachangestellten übernommen wird. (Höppner et al. 2009)

Eine körperliche Einschränkung und eine entlastende Funktion in der Versorgung sollten noch einmal getrennt betrachtet werden, zum einen die Mobilität und zum anderen die E-Health Versorgung.

Die Mobilität wird durch 3 Faktoren begrenzt, was die Versorgungsrealität zeigt, zum einen die Chronifizierungen, u.a. Herzerkrankungen und Neubildungen zum anderen die Einschränkung der individuellen Mobilität wie der Inkontinenz und die altersphysiologischen Einschränkungen wie der Abbau der Muskelmasse. Giesel et al. fokussiert in diesem Zusammenhang die Abhängigkeit von den einzelnen Lebensphasen und die Geschlechtsspezifik um die räumlichen Entfernungen auf dem Land zu bewältigen. Hierbei wird abgebildet, dass 80 % der Männer und 37 % der Frauen einen PKW nutzen (Giesel et al. 2013: 1421). Frauen neigen stattdessen eher dazu zu Fuß die Distanzen zu bewältigen. Die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel zeigt sich bei beiden Geschlechtern minder ausgeprägt. (Giesel et al. 2013)

Eine weitere Option um die eingeschränkte Mobilisation zu kompensieren, verbirgt sich hinter dem E-Health, synonym „Telemedizin“. Es findet Ihren Ursprung in den 70iger Jahren und bedeutet wörtliche übertragen – „Heilung aus der Ferne“. Dies stellt sich in der Zielausrichtung dar, die Verbesserung der Patientengesundheit durch Informations- und Kommunikationstechnologie, oder kurz bezeichnet mit dem Akronym IKT . Es soll die alten Menschen befähigen ihre Selbständigkeit zu erhalten, dem Leben in ihrem zu Hause. Gerade heut zu Tage fehlen informelle und unterstützende soziale Netzwerke. Der Vorteil des E-Health zeigt sich in der Diagnostik, der Therapie und dem Monitoring, z.B. die Erfassung der Vitalparameter. In Unabhängigkeit der medizinischen Bedeutsamkeit fehlen den alten Menschen die soziale Interaktion, die Teilhabe, der Spaß und der Lebensgenuss. Die wahrgenommene Unsicherheit nicht gebraucht zu werden, die physische und mentale Beeinträchtigung sowie die zurückgehende soziale Teilhabe, wirken sich problematisch aus (Otte et al. 2015). Hieraus ist erkennbar, dass weitere Dimensionen des Menschen wie der psychischen, sozialen und spirituellen, nicht erfasst wurden.

„Technik- bzw. ökonomisch getriebene Entwicklungen stimmen dabei keineswegs unbedingt passgenau mit einer höheren Bedürfnisorientierung bezogen auf die älteren Menschen selbst überein.“ (Otto et al. 2015: 572).

Auf die benannte Fragestellung finden Sie hier keine Antwort! Einen winzigen theoretischen Anhaltspunkt kann Ihnen die Literatur vermittekln oder praktische Beispiele anderer Länder.

In meiner Hausarbeit durfte ich mich mit dieser Thematik befassen - Verschaffen eines kleinen internationalen Einblickes - Community Nurses - Delegation / Substitution - End of life Care.

Anja Herzog


 
 
 
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